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Bericht vom 3.08.2013:
Ehemals fuhren Könige und Fürsten durch Mehle
Mehle - Der Heimatbund Wülfingen unter der Leitung von Egon Wiekhorst unternimmt jeden Monat eine Tour in die nähere und weitere Umgebung, um sich durch eine Führung mit dem Thema der örtlichen Geschichte auseinander zu setzen. Dieses Mal kam die Gruppe auf Einladung von Evelin Lange nach Mehle, um sich über den größten Ort in der Einheitsgemeinde Elze(heute 1.000 Einwohner) zu informieren. Lange verstand es, die Lebendigkeit und das Wachstum des Ortes näher zu bringen, dessen Bürger nach sage und schreibe 76 Jahren Kampf im November 2010 endlich mit einer Umgehungsstraße belohnt wurden. Vor drei Jahren wurde die 3,5 km lange Strecke für 11 Mio Euro eingeweiht. Seitdem kann das Dorf endlich aufatmen, weil der Verkehr am Ort vorbeiführt.
Allerdings hatten die Mehler sich die täglichen10.000 Autos mit Lärm und Schmutz im 18.Jahrhundert selbst eingebrockt, nicht ahnend, wie sich ein Verkehr in 2 Jahrhunderten vervielfacht. Als damals noch die Alte Brandenburgische Heerstraße mit Pferdegespannen etc. an Mehle vorbeiführte, haben sich die Mehler dafür entschieden, dass die Straße mitten durch Mehle führen solle. Einerseits war es schon ein Vorteil für die Mehler Geschäfte, die in 16 verschiedenen Geschäftszweigen noch 63 Gewerbebetriebe unterhielt. Vier Branchen jedoch waren für das gut florierende Dorf bahnbrechend und bestimmten den Alltag in Mehle. Das waren die Steinbruchbetriebe, der Kohlenbergbau, die Ziegelei und die Mühle. Im Steinbruch waren allein 200 Leute beschäftigt. Dabei wurde der Stein im Osterwald abgetragen, dann wurde die schwere Last mit Pferdewagen abwärts aus dem Wald transportiert über die „Kleinpflasterstraße“ in Mehle bis hin zum Bahnhofsvorplatz, wo unzählige Steinmetze Feinarbeit leisteten. Denn hier wurden Kanonenkugeln und Mühlensteine gefertigt, aber auch Skulpturen. In ganz Deutschland entstanden Prachtbauten, u.a. die Marienburg, der Reichstag in Berlin, das Rathaus in Hannover und das Stadtschloss in Potsdam. Diese schwere Arbeit zollte auch ihren Tribut, so starben viele Handwerker schon Mitte 30 an einer Staublunge. Der Kohlenbergbau ab 1698 zog Arbeiter aus den Gruben des Rheinlandes nach Mehle und sorgte für Bevölkerungszuwachs. Nach dem 2. Weltkrieg kam er zum Erliegen. Die Ziegelei arbeitete unterhalb des Lokals „Waldhaus“ vier Jahrzehnte lang unter der Oberaufsicht der Familie von Brabeck genau wie der Kohlenbergbau. Die Mühle wurde von Familie Deiters betrieben oder man brachte das Korn zur Saalemühle.
Zur Alten Brandenburgischen Heerstraße ist noch zu sagen, dass am Ortseingang von Elze heute noch ein kleines Fachwerkhaus steht als altes Statussymbol mit der Aufschrift („Altes Zollhaus“) Die Straße die damals durch den Ort geführt wurde, forderte hier eine Maut. Wer jedoch auf illegalem Kurs unterwegs war, durchbrach die Schranke und weiter ging es mit Peitschenknall in rasender Fahrt und nicht selten fielen Goldstücke aus dem Ackerwagen heraus, die viele Jahre später noch beim Graben auf dem Acker gefunden wurden.
Mit einigem Stolz aber erfüllt es die Mehler, wenn sie auf die geschichtsträchtige Postbeförderung zu sprechen kommen ab1646 . Denn der Große Kurfürst sorgte dafür, dass zweimal pro Woche Post von Berlin nach Osnabrück und Münster befördert wurde. Er selbst reiste höchstpersönlich am 13.10.46 mit 630 Personen und 1.000 Pferden durch Mehle. Später kam auch Peter der Große und König Friedrich der I von Preußen, Friedrich der Große mit 12 Prinzen und Königin Luise von Preußen durch Mehle in 1799 wurde die Poststation nach Elze verlegt. Im Posthof durften keine Einheimischen einkehren oder übernachten. Denn hier legten nur erlauchte Persönlichkeiten Zwischenstation ein um zu übernachten und beköstigt zu werden. Dabei wurden die Pferde eingetauscht. Für diesen Umtausch hatten sämtliche Bauern aus der Umgebung zu sorgen. Leider ist dieser Posthof August 2012 abgerissen worden, Hier werden Bauplätze entstehen.
Auch das Dorfarchiv interessierte die Wülfinger. Hier konnten sie viel erfahren vom Rückblick auf 120 Jahre Feuerwehr Mehle. Interessant war die Lederbekleidung mit Goldknöpfen, die Schuster Heinrich Lange anzog, wenn er im Brandfalle mit Pickelhaube auf dem Kopf sein Fahrrad schnappte, um mit einem Signalhorn durch die Straßen von Mehle zu fahren, um die Feuerwehrleute zusammenzurufen. Interessant ist auch ein Relikt aus jener Zeit: ein Ledereimer, der noch heute im Mehler Bestand ist. Dieser gehörte zu jedem Einsatz. Jeder Feuermann griff damals zu seinem Löscheimer aus Leder und machte sich auf den Weg zum Brandherd.

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