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Bericht vom 12.03.2020:
Gebete für Simbabwe in Afrika
Elze - Der Weltgebetstag der Frauen 2020 kommt aus dem südafrikanischen einstigem Großreich Simbabwe (Der Reichtum war ungefähr vom 13-15. Jahrhundert). Dort hat sich aus einer Gruppe von ca. 30 Frauen das Weltgebetstags-Kommitees gebildet. Dieser Tag wird alljährlich in guter Ökumenischer Gemeinschaft begangen mit Gebeten und Liedern und auch mit dem Angebot von landestypischem Speisen aus dem Herkunftsland, das hier gekocht wurde. Jedes Jahr wird ein anderes Land, dass der Hilfe bedarf, in den Vordergrund gestellt. Dazu werden Geldspenden gesammelt und auch eine Liste an die Politik gesandt mit allen Teilnehmer/innen, die Fürsprache einlegen. Veranstaltet wird dieser Gottesdienst am Weltgebetstag in vielen Gemeinden durch evangelische und katholische Gemeinschaftsarbeit, wie auch in Mehle, wo das Zusammentreffen in der katholischen St. Marienkirche für viele Besucher gestaltet wurde. Die Hoffnung liegt auf dem gemeinsamen Gebet hier und in Afrika. An der Gestaltung in Mehle wirkten 10 Christen mit und Volker Kraatz aus Sehlde begleitete die ausdrucksvollen schönen Lieder aus Simbabwe auf der Gitarre.
In Simbabwe gibt es eine Deutsch-Simbabwische Gesellschaft (DSG). Das Augenmerk liegt dabei auf der Förderung des Austausches zwischen Menschen aus Deutschland und Simbabwe. Die Gemeinschaft versteht sich als Forum der Begegnungen, das dazu beitragen will, Kontakte und Freundschaften zwischen den Bürgerinnen und Bürgern sowie Einrichtungen der beiden Länder zu schaffen und zu vermitteln, zu fördern und zu pflegen und zwar auf allen Ebenen und in allen Lebensbereichen.
Das ehemals sehr reiche Land handelte einst unter anderem mit Elfenbein, Gold und Hirse. In den 1890er Jahren kam es unter britische Herrschaft. Erst am 18. April 1980 führte ein mehrjähriger Befreiungskrieg zur Unabhängigkeit. Auf dem ersten Präsidenten Robert Mugabe ruhte für die Bürger eine große Hoffnung, doch er etablierte ein autoritäres repressives Herrschaftssystem. Seit 2000 befindet sich das Land in einer Wirtschaftskrise. Nahrungsmittel verteuerten sich, Devisen fehlten für den Import und die Inflation stieg ins Unermessliche. Es begann eine bis heute anhaltende massive Abwanderung. 2017 wurde Mugabe durch einen Militärputsch von Emmerson Mnangagwa abgelöst. Die Wahlen im Juli 2018 gewann er wahrscheinlich mithilfe von Manipulationen. Im Jahre 2019 erreichte die Wirtschaft einen neuen Tiefpunkt.
Offiziell garantiert Simbabwes Verfassung die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Dennoch dominieren-vor allem auf dem Land- noch immer, Polygamie, Zwangsverheiratung und vielfältige Diskriminierung. Viele zivilgesellschaftliche Organisationen kämpfen für eine Umsetzung der Rechte der Frauen für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände. Sie haben allerdings noch einen langen und steinigen Weg vor sich. In diesem Land gibt es drei verschiedene Ethnien (Shona 70%) und weitere kleinere Gruppen. Der Namensgeber für die britische Kolonie Rhodesien war Cecil Rhodes. Es erfolgten viele Einwanderungen von weißen Händlern und Farmern. Nach 1945 war die Einwanderung von europäischen Flüchtlingen unerwünscht, so kam nach 1945 keine weiße Bevölkerung mehr dazu. Seit 1965 war Simbabwe eine britische Kolonie. Die soziale und politische Lage verschlechterte sich.
Heute leben weniger als 20.000 Europäer im Land. Die Lebenserwartung sank auf 44 Jahre, heute ist der älteste Bürger im Land wieder 61 Jahre. Weltweit gehört Simbabwe zu den von HIV und AIDS am stärksten betroffenen Ländern. Rund ein Siebtel der erwachsenen Bevölkerung ist von der Krankheit betroffen. 90-95% der Bevölkerung sind Christen und besuchen den Gottesdienst. Weniger als 1% sind Muslime. Es gibt im Land 16 gleichberechtigte Amtssprachen.
Die ca. 30 Schwestern aus Simbabwe, die zum Weltgebetstag-Komitee zählen und das 24 Blatt starke Begleitheft mit auf den Weg brachten mit deutschen Texten und vertonten Liedern, mussten Teile der Texte der Regierung zur Prüfung vorlegen. Dennoch wird die hohe Auszeichnung als ausgewähltes Land überall gefeiert von christlichen Kirchen, Universitäten, Schulen und anderen Einrichtungen. Die Frauen haben Briefe geschrieben, die in dem Prospekt abgedruckt sind. „Gemeinsam sind wir auf dem Weg zur Gerechtigkeit und gemeinsam stehen wir vor Gott. Deshalb wollen wir Euch was erzählen. Wir haben in unserem Land eine vielfältige Bevölkerung mit einer langen Geschichte. Von dem alten Reich Groß-Simbabwe bis heute könnten wir euch Vieles berichten. Wir haben um unsere Unabhängigkeit von den Kolonialmächten gekämpft, und dann für die Bildung unserer eigenen Regierung, getragen von der Mehrheit der Bevölkerung. Und doch: Bei früheren Wahlen kam es immer wieder zu politisch motivierter Gewalt. Unsere Anstrengungen alle Parteien in einen Prozess der Wahrheit und der Versöhnung einzubinden, brauchen mehr Zeit, als die meisten Leute gehofft hatten. Die bewaffneten Konflikte führten zu tiefen Verwundungen, die die Gesellschaft in Simbabwe bis heute belasten. Wie viele von euch wissen, war das Jahr 2017 ein Wendepunkt. Es gab Veränderungen in der Regierung. Viele Menschen, ökumenische Organisationen und Kirchen haben sich aktiv für den friedlichen Übergang eingesetzt. Und tatsächlich, an den Wahlen im Juli 2018 haben sich viele Menschen beteiligt, besonders junge Leute. Viel wählten zum ersten Mal.
Friedlich gingen wir zu den Wahlurnen. Aber leider spitzten sich die Spannungen danach wieder zu. Was können wir tun in einer solchen Situation? Wir hören nicht auf zu beten und miteinander zu lernen, wie wir Frieden stiften können. Wir stehen ein für Versöhnung in unserem Land.“
Eine zweite Sprecherin aus Simbabwe erläutert in ihrem Brief weiter: „Liebe Freundinnen und Freunde in aller Welt. Ihr wollt sicher wissen, wie wir in Simbabwe leben. Kaum jemand von uns hat eine feste Arbeitsstelle. Wir haben Mühe, das Lebensnotwendige für unser Familien zu beschaffen. Auf dem Land sind viele Frauen für die Familie allein verantwortlich. Aber sie haben nichts, um sie satt zu bekommen. Die Männer sind auf der Suche nach Arbeit in die Städte oder zu den Bergwerken weggezogen. Die unverheirateten Männer und Frau sind ausgewandert, um in den Nachbarländern und überall auf der Welt Arbeit zu finden. Dort bekommen sie die weltweite Stimmung gegen Migranten und Migrantinnen zu spüren. Das macht das Leben schwer. Auch ist viel Negatives über unser Land zu hören. Aber wir sind überzeugt, dass wir das ändern können und auch stolz auf unser Land Simbabwe sein dürfen. Denn wir haben auch viel Gutes. Wir schätzen unsere Kultur, die auf Gemeinschaft aufbaut und den starken Familienzusammenhalt, auch wenn Individualismus und häusliche Gewalt vielen Familien zusetzen. Das Bewusstsein und der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit wachsen und es gibt jetzt Gesetze, die Frauen vor Gewalt schützen. Frauen, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Beeinträchtigungen haben, sind meist auf sich allein eingestellt. Zum Beispiel können autistische Kinder nur selten spezielle Schulen besuchen. Oft müssen sogar die Kinder die Verantwortung für die Familie übernehmen, weil sie ihre Eltern durch „AIDS“ verloren haben. Viele von uns brauchen Unterstützung. Wir warten darauf, dass endlich die sozialen Dienste ausgebaut werden. Wir brauchen mehr Schulen und Bildungsangebote.

Simbabwe ist Englisch und heißt „Steinhäuser“ in der Sprache der Shona, des ehemaligen Südrhodesiens. Es ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika. In Südafrika sind Hunger, Arbeitslosigkeit, Energieknappheit und Binnenflucht weit verbreitet. Im Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen nahm Simbabwe 2019 unter 189 Ländern, den Platz 150 ein. In der Rangliste des „Happy Planet Index“ der New Economics Foundation in Zusammenarbeit mit Friends of the Earth belegt Simbabwe in zwei aufeinanderfolgenden Studien in 2006 und 2009 den letzten Platz. Es hat keinen Zugang zum Meer. Es liegt zwischen Botswana, Sambia, Mosambik und Sambesi und hat eine Fläche von 390.000 qkm.(etwa Deutschland und Belgien zusammen). Die Hauptstadt heißt Hurare. Es herrscht ein subtropisches Klima mit feuchtem, teilweisen schwül-heißem Sommer bis 35 Grad. Im Winter herrschen gemäßigte Nachtfröste von 5 Grad minus. Der Klimawandel hat sich auch hier schon gezeigt mit dem Rückgang des Niederschlages und einer Zunahme von Dürren und Hitzeperioden. Das Land verfügt über drei schöne Nationalparks. Es ist von einer Trockensavanne bedeckt, ds Gras ist in der Trockenzeit braun und verdorrt.
Die heimische Goldindustrie leidet unter den diktatorischen Machtstrukturen und der Korruption. Ein Großteil des geförderten Goldes gelangt mittlerweile auf illegalem Wegen ins Ausland. 2004 wurden offiziell 17 Tonnen Gold in Simbabwe registriert. 2013 waren es lediglich noch 900 Kilogramm. Die Wirtschaft Simbabwes 1997 war das Land eines der wirtschaftlich stärksten Afrikas, 2015 wächst es mit prognostizierten 1,5% schwächer als all seine Nachbarn. 1998-2008 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um etwa die Hälfte. Ende 2008 waren aufgrund von Hyperinflation, Devisenknappheit, fehlender Investitionen, Import- und Exportrestriktionen und Energieknappheit alle Wirtschaftsbereiche nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Massive Umsatzeinbußen waren die Folge. Die Kriegsverwicklung mit der Demokratischen Republik Kongo hat der Wirtschaft Devisen im Wert von mehreren hundert Mio. US-Dollar entzogen. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 80%, in 2009 auf 95%, wieder stand Simbabwe in 2016 im Wettbewerb von 138 Ländern auf Platz 126, in 2017 sogar auf 175 von 180 Ländern.
Bei einem gemütlichen Beisammensein der Teilnehmer beim Verzehr von südafrikanischen Speisen war der Ausklang des informativen Abends sehr positiv und es wurde noch lange über das Gehörte gesprochen und nachgedacht.

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